Heute fand im Vorfeld des ´20. International Symposium on Pediatric Neuro-Oncology´(ISPNO) unser Pressegespräch “Hirntumoren – Herausforderung in der Kinderkrebsforschung“ statt. Prof. Dr. med. Stefan Rutkowski, Prof. Dr. med. Ulrich Schüller und Prof. Dr. med. Till Milde sprachen in der hybrid umgesetzten Veranstaltung mit regionalen und überregionalen Medienvertretern über den Status Quo und den need in der Hirntumorforschung. Betont wurde eine Verstärkung der translationalen Zusammenarbeit und damit verbunden eine Ausweitung der finanziellen Förderung.

Hirntumore sind die häufigste Todesursache unter allen Krebserkrankungen im Kindesalter. In Deutschland können ein Drittel der Kinder mit einem Hirntumor nicht geheilt werden. „Es besteht großer Bedarf für die Entwicklung zielgerichteter Therapien durch präklinische Forschung – vor allem im Bereich der Hirntumorentitäten“, betonte Prof. Dr. med. Stefan Rutkowski, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). „Optimierte Therapieformen, die anhand von Forschungsergebnissen entwickelt werden, können zur Behandlung der oftmals aggressiven, nicht heilbaren Erkrankungen beitragen.“ Wichtige Voraussetzung hierfür seien neben der Forschung kontrollierte klinische Studien mit ausreichenden Patientenzahlen für alle Hirntumorentitäten. Auch Nebenwirkungen und Spätfolgen sollten darin erfasst werden.

Dr. med. Ulrich Schüller, Arbeitsgruppenleiter Entwicklungsneurobiologie und Pädiatrische Neuroonkologie an unserem Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg stellte seine Forschung im Bereich kindlicher Hirntumoren vor. Seine Arbeitsgruppe liefert grundlegende Erkenntnisse zur Entstehung pädiatrischer Hirntumoren und versucht auf Grundlage dieser Kenntnisse neue zielgerichtete Therapien zu entwickeln. „Mit unseren Forschungsprojekten möchten wir Therapieerfolge und Tumorrezidive beobachten beziehungsweise frühzeitig erkennen und die Behandlung optimieren. Neben öffentlichen Geldgebern wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder die Deutsche Krebshilfe sind private Spenden für die Kinderkrebsforschung unverzichtbar,“ betonte Schüller.

Wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Labor in die Klinik übertragen werden, erläuterte Prof. Dr. med. Till Milde, Gruppenleiter Translationale Hirntumormodelle am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), am Beispiel der Entwicklung neuer Therapie-Ansätze bei niedrig-gradigen Gliomen des Kindesalters, die bei Kindern die Gruppe der häufigsten Tumore des Gehirns oder Rückenmarks darstellen. Auch auf die derzeitigen Engpässe in der translationalen Forschung ging der Experte ein: „Um neue Therapieansätze erfolgreich zu den Patienten zu bringen, brauchen wir zum einen die bauliche und personelle Integration von Forschung und Klinik. Zum anderen ist aber auch die Etablierung und Förderung von explizit translationalen Strukturen in der Präklinik sowie in der klinischen Versorgung absolut notwendig.“

Die ISPNO – der weltweit bedeutendste Kongress für kindliche Hirntumoren – findet vom 12. bis 15. Juni 2022 erstmals in Deutschland (Hamburg) statt.